Pflege meets Migration

Kunstprojekte zur INTERKULTURELLEN Öffnung im Altenheim

Seit mehr als zwei Jahren widmet sich die Münchenstift gGmbh der interkulturellen Öffnung ihrer Alten- und Pflegeheimen. Kurator Michael Härteis begleitet seit Anfang 2016 das Projekten im Haus Heilig Geist. Unter Mitwirkung der Künstlerinnen Ergül Cengiz, Suse Güllert und Nicola Hanke entstand nun eine Wechselausstellung mit dem Titel „Pflege meets Migration“. Ergänzt wird die Wechselausstellung durch drei permanente Kunstobjekten: einem Farbkonzept von Alexander Hoenig, einer digitalen Bildinstallation und einer vierteiligen Fotocollage von Julia Blaukopf.

„Pflege meets Migration“ - was verbindet diese Begriffe? Versteht man unter Migration die Bewegung bestimmter Gruppen an einen anderen Ort, so erleben auch pflegebedürftige Menschen beim Umzug ins Heim einen Ortswechsel in diesem Sinne und müssen Gewohntes zurücklassen. Betroffen sind somit nicht nur BewohnerInnen mit Migrationshintergrund. Für alle stellt sich nun die Frage, ob der neue Ort auch zum neuen Zuhause wird. Kurator Michael Härteis ist der Überzeugung, dass das Zuhause untrennbar mit dem Gefühl der Geborgenheit verbunden ist. Und was schafft mehr Geborgenheit als Textilien? Stoffe und die daraus entstehenden Waren sind Teil unseres Alltags,  z.B. als Vorhänge, Tischdecken, Teppiche, Bettwäsche, Kleidung. Sie sind Abbild unserer Kultur und Herkunft. So vielgestaltig die Welt der Textilien ist, so unterschiedlich ist der Zugang der Münchener Künstlerinnen.

Foto: Jonas Gehrling
Foto: Jonas Gehrling

 

Bei den Fotografien von Suse Güllert wird das im Textil bereits eingewebte Ornament noch durch eine Zwei-Achsen-Spiegelung verstärkt. Ein Kaleidoskop der Farben und Formen entsteht. Ausgangspunkt dieser Werke war die Entdeckung einer Stoffsammlung bei einer alten Dame, die leidenschaftlich gereist war und aus allen Ecken der Welt Stoffe mit nach hause gebracht hat. Zu gerne würde man die Geschichten zu den einzelnen Stoffen hören.    

Ergül Cengiz ergründet in ihren Objektbildern das Zusammenspiel zwischen der illusionistischen Tradition der europäischen Malerei und der abstrakt-flächigen Bildauffassung des islamischen Kulturkreises. Die Künstlerin kombiniert in den ausgestellten Arbeiten Aquarelle von bäuerlichen Kopftüchern, so wie sie von ihrer deutschen und ihrer türkischen Großmutter getragen wurden, mit filigran gearbeiteten islamisch-ornamentalen Scherenschnitten.

Die Malerin Nicola Hanke richtet ihren Blick auf zufällig übereinander liegenden Decken, zerwühlter Bettwäsche und unachtsam hingeworfenen Handtüchern. Ihre fotorealistischen Bilder spüren Momenten der Intimität und der Geborgenheit nach. Die abgebildeten Ornamente und die Farbigkeit der Textilien lassen sich zeitliche und geografische einordnen. Das Gezeigte erhält so Alter und Herkunft, zwei weitere Indizien zu den Geschichten hinter den Bildern.    

Foto: Jonas Gehrling
Foto: Jonas Gehrling

Aufgenommen wird dieses Thema auch von Julia Blaukopf, die sowohl in Farbigkeit und Motiven mediterrane Stimmungen einfängt. Die mehrlagigen Fotocollagen sind direkt auf die Wandfläche montiert, sodass sie wie Fenster wirken und es dem Betrachter ermöglichen, die Gedanken in Raum und Weite schweifen zu lassen.    

Foto: Jonas Gehrling
Foto: Jonas Gehrling

Für die digitale Bildinstallation wurden die HeimbewohnerInnen gebeten, alte Fotografien aus Familienalben einzureichen. Der Kurator Michael Härteis wählte zahlreiche Bilder unter verschiedenen Aspekten aus, wie z.B. Wohnen, Essen, Arbeit, Technik oder Mode, und ergänzte sie durch Aufnahmen erhalten von Migrantenorganisationen, dem Münchner Stadtarchiv und dem Archiv der Arbeiterbewegung. Die entstandene animierte Videopräsentation beleuchtet soziale und kulturelle Unterschiede der Bewohner und regt die Betrachter zu Gesprächen und zum Austausch ihrer Geschichten an.    

Mehr Informationen zur interkulturellen Öffnung der Münchenstift erfahren Sie in diesem Video:

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