Kunstwerke für Geschäftsräume

Arbeiten von Horst Thürheimer und Christine Ott für die Münchenstift GmbH

Als freier Kurator wurde ich engagiert, das Büro von Herrn Benker, Geschäftsführer der Münchenstift gGmbH, sowie den großen Konferenzraum des Unternehmens mit Kunstwerken auszustatten. Bei einer ersten Begehung der Räumlichkeiten machte ich mir ein Bild von den Raumsituation. Im Büro liegt die Wandfläche, an der das Kunstwerk angebracht werden soll, gegenüber des Schreibtisches von Herrn Benker und ist somit permanent im Blickfeld. Dazwischen befindet sich ein Besprechungstisch. Mir wurde also schnell klar, dass ein Querformat ideal wäre, sodass die Bildunterkante etwa auf Höhe der Stuhllehne liegt. Doch was sollte auf dem Bild zu sehen sein? Welcher Machart sollte es sein - Malerei, Fotografie oder eine Collage? Um dies herauszufinden, bat ich um ein Gespräch mit Herrn Benker.

Für den Geschäftsführer war es wichtig, dass das Bild eine positive Ausstrahlung hat und dass er auch noch in einigen Monaten etwas Neues entdecken konnte. Unter diesen Voraussetzungen schlug ich abstrakte Malerei vor. Nachdem wir die Werke einiger abstrakt arbeitender Künstler gesichtet und besprochen hatten, fiel die Wahl auf Horst Thürheimer.

 

Der Kritiker Gottfried Knapp schreibt über das Werk von Horst Thürheimer im Bildband Fire and Chalk: "Sowohl die Materialien als auch die handwerklichen Vorgänge unterscheiden sich bei Thürheimer weitgehend von dem, was bei der klassischen Öl- oder Acrylmalerei üblich ist. Bei einzelnen Bildern lässt Thürheimer bis zu zehn unterschiedliche Methoden der Oberflächenbehandlung und des Farbauftrags - sie sind alle auf das sensibel reagierende Material Papier abgestimmt - aufeinander folgen. [...] Durch konsequentes Variieren, Verdichten und Gegeneinandersetzen linearer Muster kommt Horst Thürheimer zu einem Malstil, der sich ganz eigener Faszinationsmuster bedient und zu außerordentlich differierenden Varianten imstande ist."

 

Bei einem Atelierbesuch konnte sich auch Herr Benker von dieser Vielfalt überzeugen. Horst Thürheimer präsentierte mehrere großformatige Arbeiten und schon nach kurzer Zeit fiel die Wahl auf das Gemälde "Am Styx" - Mischtechnik auf Bütten, 150cm x 190cm, 2011.


Für den großen Konferenzraum der Münchenstift gGmbH differierten die Vorgaben geringfügig. Die gegebene Wandfläche wurde vor einiger Zeit dunkelrot gestrichen und die Farbigkeit sollte beibehalten werden. Diese örtliche Gegebenheit musste bei der Auswahl der Kunstwerke berücksichtigt werden. Wie auch im eigenen Büro gab Herr Benker abstrakten Arbeiten gegenüber figurativen den Vorrang.

Nach Sichtung zahlreicher Kunstwerke fiel die Wahl auf Arbeiten von Christine Ott. Seit vielen Jahren ist die Linie das beherrschende Thema der in München lebenden und arbeitenden Künstlerin.

 

Christine Ott arbeitet mit Acrylfarben, Pigmenten und Tusche auf Papier. In den fünf ausgewählten Arbeiten der Serie "Int.Fz." aus den Jahren 2000 und 2001 stehen horizontale und vertikale Verschränkungen im Mittelpunkt. Unzählige Lagen von Linien generieren filigrane Netzstrukturen und lassen den weißen Malgrund an einigen Stellen hervorblitzen. Eine erstaunliche räumliche Tiefe entsteht.

 

Die Kunstwerke strahlen den Rhythmus ihrer Entstehung aus und laden zur ruhigen Betrachtung ein.


Int.Fz.01.004
Int.Fz.01.004
Int.Fz.01.006
Int.Fz.01.006
Int.Fz.01.008
Int.Fz.01.008

Neuere Arbeiten von Christine Ott sind vom 7. Juli bis zum 1. September im Alten- und Pflegeheim St. Martin in München zu sehen.

Vielfalt im System ist der Titel einer Gruppenausstellung, die die Münchenstift GmbH anlässlich der Pride Week 2016 zeigen wird. Wie sich in den Werken der Serie "Int.Fz." schon andeutet, setzt die Künstlerin auf die Kraft des Abstrakten. Die Arbeiten in der Wechselausstellung  bestehen hauptsächlich aus bemalten und geschnittenen Papierstreifen. Durch formale Strenge wird die Einzigartigkeit eines jeden Streifens sichtbar. Wahre Vielfalt im System.

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